EU: Das Omnibus I-Paket – Vereinfachung oder Rückschritt?
von Paul Ploberger, am 21.03.2025Die Europäische Kommission hat Ende Februar das Omnibus-Vereinfachungspaket vorgestellt – ein Maßnahmenpaket, das Bürokratie abbauen und Unternehmen entlasten soll. Klingt erstmal gut! Doch ein genauerer Blick zeigt: Das Paket schwächt wesentliche Standards in der Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Als Impact-Unternehmen, das sich für eine nachhaltigere Zukunft einsetzt, macht uns das Sorgen. Denn anstatt den Green Deal voranzutreiben, könnte dieses Paket Unternehmen erleichtern, Klimaschutzmaßnahmen zu umgehen – und das ist ein echtes Problem.
Wald im Nebel, Foto von Filip Zrnzevićg auf Unsplash
Was steckt hinter dem Omnibus-Vereinfachungspaket?
Mit diesem Paket will die EU die Verwaltungskosten für Unternehmen um 25 % senken, für KMU sogar um 35 % – und das bis 2029. Dafür sollen mehrere Gesetze gleichzeitig angepasst werden, darunter:
- Nachhaltigkeitsberichterstattung
- Sorgfaltspflichten
- EU-Taxonomie
- CO2-Grenzausgleichssystem (CBAM)
- Investitionsprogramme
Doch das Problem dabei: Weniger Bürokratie klingt gut, aber in diesem Fall bedeutet es auch weniger Transparenz und Kontrolle, wenn es um Umweltauswirkungen von Unternehmen geht.
Die größten Änderungen und ihre Folgen
1. CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive)
Eine der drastischsten Änderungen betrifft die CSRD, also die Regeln zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen:
- Künftig müssen nur noch Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden berichten. Bisher reichte es, wenn ein Unternehmen zwei von drei Kriterien erfüllte (>250 Mitarbeitende, >50 Mio. € Umsatz oder >25 Mio. € Bilanzsumme).
- Dadurch fallen rund 80 % der bisher berichtspflichtigen Unternehmen aus dem System heraus.
- Unternehmen, die weiterhin berichten müssen, bekommen vereinfachte Standards und weniger strenge Prüfungen.
- Alle anderen können freiwillig nach einem neuen, abgeschwächten Standard berichten.
Was heißt das für uns? Ganz einfach: Unternehmen, die sich nicht aktiv um Transparenz bemühen, müssen ihre Umweltauswirkungen nicht mehr offenlegen – das bedeutet weniger Vergleichbarkeit, weniger Kontrolle und letztlich weniger Fortschritt in Sachen Klimaschutz.
2. EU-Taxonomie – Weniger Pflicht, mehr Freiwilligkeit
Auch die EU-Taxonomie, die festlegt, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als nachhaltig gelten, wird gelockert:
- Künftig gilt sie nur noch für Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden und einem Umsatz von über 450 Mio. €.
- Unternehmen unter dieser Schwelle können freiwillig berichten.
- Die technischen Anforderungen an nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten werden vereinfacht.
Das mag für viele Unternehmen nach einer Erleichterung klingen – aber es sendet das falsche Signal: Wer ohnehin in Nachhaltigkeit investiert, sieht sich plötzlich mit unsicheren und sich wandelnden Rahmenbedingungen konfrontiert. Und diejenigen, die noch nicht aktiv sind, haben keinen Anreiz mehr, sich ernsthaft mit dem Thema zu befassen.
Warum wir das kritisch sehen
Kurz gesagt: Diese Änderungen nehmen Druck von Unternehmen, sich mit ihrer Umwelt- und Sozialverantwortung auseinanderzusetzen. Klar, weniger Vorschriften klingen erstmal wie eine Erleichterung. Doch das Problem ist, dass freiwillige Nachhaltigkeitsberichterstattung allein nicht reicht. Die Erfahrung zeigt: Ohne verbindliche Standards bleiben viele Unternehmen beim Status quo – und das können wir uns beim Klimawandel einfach nicht leisten.
Außerdem benachteiligt dieser Schritt all jene Unternehmen, die sich bewusst für Nachhaltigkeit entscheiden. Sie haben bereits in nachhaltige Prozesse und Berichterstattung investiert – und werden nun ausgebremst, weil dieser Wettbewerbsvorteil wegfällt.
Fazit: Ein Rückschritt für mehr Nachhaltigkeit
Wir glauben, dass Transparenz ein zentraler Baustein für eine nachhaltigere Wirtschaft ist. Wenn Unternehmen nicht über ihre Umweltauswirkungen berichten müssen, fehlt die Grundlage für sinnvolle Verbesserungen.
Deshalb ist klar: Wir brauchen verbindliche Standards, die für alle gelten – nicht nur für einige wenige. Nachhaltigkeit darf keine freiwillige Option sein, sondern muss in der Wirtschaft fest verankert werden. Denn nur so schaffen wir eine Zukunft, in der wirtschaftlicher Erfolg und Umweltschutz Hand in Hand gehen.
Um mehr über Umweltschutz bei refurbed zu erfahren, schau vorbei auf nachhaltigkeit.refurbed.at.